„Wußten Sie schon....?“Das Problem mit den Abwasser-Dükern und Cross-Border-Leasing von Hans Heydemann auf der 165. Montagsdemo am 18.3.2013
Wußtet Ihr, daß der vorgesehene Tiefbahnhofstrog sämtliche Abwasser-Hauptkanäle aus der Innenstadt zerschneidet? Die müssen deshalb als Düker unter dem Trogbauwerk hindurchgeführt werden. Bisher war, wenn überhaupt, nur vom Nesenbachdüker die Rede – das ist der größte, und weil er so tief hinunterreicht, ist er auch bautechnisch der schwierigste, denn er muß unter Wasser gebaut werden und man weiß nicht so recht, ob und wie das gehen wird. Künftig wird er weniger Wasser ableiten können als bisher, und das muß dann auch noch hochgepumpt werden, weil das vorhandene Gefälle nicht ausreicht.
Kürzlich hat die Bahn verkündet, der Nesenbachdüker sei noch gar nicht planfestgestellt; es gäbe drei Entwürfe: ein langer Düker, ein mittellanger und ein kurzer.
Was für eine tolle Planung! Und da will die Bahn auf Biegen und Brechen anfangen zu bauen?
Doch der Nesenbach-Kanal ist nicht der einzige, dem der Bahnhofstrog den Weg abschneidet.
Da ist der Abwasser-Hauptsammler Cannstatter Straße entlang dem abgerissenen Südflügel, der die Bereiche Königstraße und Schillerstraße entwässert. Auch dieser wird künftig weniger Wasser ableiten können, zumal der Höhenunterschied hier nur 21 cm beträgt, was bei größerem Abfluß zu Rückstau im Kanal führt und deshalb zusätzlich gepumpt werden muß.
Dann ist da der Hauptsammler West, der aus der Kriegsbergstraße kommt und unter der LBBW hindurchläuft. Weil der U-Bahn-Tunnel im Weg ist, muß er zunächst bis knapp vor das Technikgebäude abgeschwenkt, dann unter dem Trogbauwerk hindurch und auf der anderen Seite knapp vor der Glasfassade der LBBW hochgeführt und an die Bestandsleitung angeschlossen werden.
Dazu muß unmittelbar vor dem LBBW-Gebäude eine 20 m tiefe Baugrube ausgehoben werden, 12 m unter die Gebäudefundamente und mehrere m tief in das Grundwasser. Wie die Bahn das hinkriegen will, ohne daß das LBBW-Gebäude dabei einstürzt, bleibt ein Rätsel. Womöglich steht auch das auf der geheimen Liste der 121 Risiken.
Schließlich gibt es noch den Abwassersammler Lautenschlagerstraße entlang dem abgerissenen Nordflügel. Dieser wurde in der Baugrube des neuen Technikgebäudes bereits neu verlegt.
Beim Aushub der Baugrube für den Bahnhofstrog muß er ein weiteres Mal umgelegt werden, knapp neben dem gerade neu gebauten Abwasserkanal, der damit nutzlos wird. Mit eine besser abgestimmten Planung wäre das vermeidbar gewesen! Von wegen bestgeplantes Projekt!
Er soll dann durch ein kleineres Rohr ersetzt und am Zulauf des neuen Dükers Hauptsammler West angeschlossen werden, abwassertechnisch ein Unding, liegt der doch rd. 4 m höher! Damit ist ein Rückstau im Abwassersammler Lautenschlager- Straße unvermeidlich, die Überflutungsgefahr bei Starkregen erheblich größer.
Abwasser-Düker sind immer Notlösungen mit vielerlei Nachteilen; sie stellen ein Hindernis dar und schränken die Abflußleistung ein, was bei Starkregen die Überschwemmungsgefahr in der Innenstadt vergrößert! Das ist nie in der Öffentlichkeit dargestellt worden. Künftig werden wir vermehrt mit Starkregen rechnen müssen!
Düker müssen regelmäßig von dem sich unvermeidbar absetzenden Schlamm gereinigt werden; dieser wird nicht wie in einer gerade durchgehenden Leitung fortlaufend von selber weggespült. Wer trägt die dadurch verursachten Folgekosten? Die Bahn als Verursacher wohl nicht! Also werden wir Bürger der Stadt erhöhte Abwassergebühren tragen müssen! Auch dies ist der Öffentlichkeit nie gesagt worden.
Während der mehrtägigen Umschlußarbeiten der neuen Düker an die jeweilige Bestandsleitung ist keine Abwasser-Ableitung möglich. Dafür werden sehr aufwendige Ersatzlösungen notwendig, die aber nirgends berücksichtigt sind!
Der Tiefbahnhof verschlechtert also die Abwasser-Ableitung der gesamten Innenstadt!
Aus fachtechnischer Sicht hätte das Tiefbauamt Stuttgart der aufwendigen Dükerung der Abwasser-Kanäle für den geplanten „Tiefbahnhof S-21“ nicht zustimmen dürfen; damit könnte dieser nicht gebaut werden. Dies läßt vermuten, daß hier von hoher politischer Seite Einfluß genommen wurde.
Wir haben dem Tiefbauamt dazu 16 peinliche Fragen gestellt - die Antwort steht noch aus.
Es kommt aber noch besser:
Das Abwassernetz der Landeshauptstadt Stuttgart wurde 2001 – wie die Trinkwasserversorgung übrigens auch - mit einem Cross-Border-Leasing-Vertrag an einen US-Investor verkauft, gehört also gar nicht mehr der Stadt! Diese hat das Abwassernetz zu betreiben und auch zu unterhalten. Der Erlös aus den Verkäufen diente damals dazu, der Bahn voreilig die Gleisflächen abzukaufen!
Wurde der Investor als Besitzer des Abwassernetzes überhaupt zu diesen Veränderungen befragt?
Lt. Vertrag darf die Stadt zwar Instandsetzungen und Erneuerungen am Abwassernetz vornehmen, aber keine Verschlechterung herbeiführen. Genau dies aber geschieht mit dem vorgesehenen Bau der Düker! Somit handelt die Stadt vertragswidrig!
Und jetzt der Skandal:
In der öffentlichen Sitzung des Technik-Ausschusses des Gemeinderates am 26.Februar hat Technik-Bürgermeister Thürnau, SPD-Mitglied und erklärter S-21-Befürworter, auf die Frage , ob denn der Investor gefragt wurde, geantwortet, das Abwassernetz sei definitiv nicht verleast! Diese Aussage ist wahrheitswidrig – der Aufforderung zur öffentlichen Richtigstellung ist Thürnau nicht nachgekommen. Ob nun falsch unterrichtet oder schlicht gelogen, als Lügenbürgermeister ist Thürnau nicht länger tragbar!
Wann hört die Befürworter-Riege in der Stadtverwaltung endlich auf, uns Bürger immer wieder zu täuschen?
Doch wir lassen uns nicht täuschen - wir bleiben Oben!