Pressemitteilung: Die Gäubahnkappung wäre eine Sünde

Pressemitteilung der Ingenieure22 und S-Bahn-Chaos.de vom 24.7.2020


Die Gäubahnkappung wäre eine Sünde

Am 22.07.2020 fand eine Sitzung des S21-/Rosenstein-Ausschuss des Stuttgarter Gemeinderats statt, bei dem u.a. neben städtebaulichen Gesichtspunkten auch die sogenannte Gäubahnkappung ein Thema war. Diese Kappung, genauer die Abtragung der Rampe zum Gäubahnviadukt im Nordbahnhofviertel kurz nach der Brücke über die Ehmannstraße ist technisch vollkommen unnötig. Ab ca. 1/2 Jahr vor der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wäre damit die Führung der Gäubahnzüge, u.a. IC von/nach Zürich, bis zum Hauptbahnhof für sehr lange Zeit unmöglich. Es könnte ernstlich länger als 10 Jahre dauern, bis diese Züge wieder den Hauptbahnhof erreichen können. Denn dazu müsste der bisher nur als vage Idee vorliegende und dennoch schon heiß favorisierte Gäubahntunnel vom Flughafen bis nahe der Rohrer Kurve komplett fertiggestellt und in Betrieb sein.

In der Zwischenzeit will man den Gäubahnfahrgästen zumuten, bereits in Böblingen, Vaihingen oder im Gebiet des Nordbahnhofs (Nordhalt!) über teils mehrere hundert Meter lange Wege in S-Bahn oder Stadtbahn umzusteigen.

Nicht weniger schlimm steht es um die Nutzung der Panoramastrecke als Umleitungsstrecke für die S-Bahn, wenn die Strecke zwischen Stuttgart Hbf (tief) und Schwabstraße oder gar bis Vaihingen blockiert ist.

Herr Dr. Bitzer von der DB ließ sich in der Ausschusssitzung zu der Aussage hinreißen, dass dies nur 20-mal, eher sogar nur 10-mal im Jahr vorkäme. Die Landtagsdrucksache 16/6741 spricht hierzu eine ganz andere Sprache. Darin heißt es:

Anzahl der über die Panoramabahn umgeleiteten Züge (Messpunkt: Stuttgart-Dachswald):
2017: 139 Betriebstage | 679 Züge
2018: 150 Betriebstage | 988 Züge
2019: 130 Betriebstage | 3.848 Züge (Auswertezeitraum 01.01. bis 20.08.2019)

Selbst wenn zwei Drittel des hohen Wertes in 2019 von umfangreichen Baumaßnahmen im Knoten Stuttgart verursacht sein sollten, haben wir offensichtlich dauerhaft weit über 100 Tage im Jahr S-Bahn-Umleitung über die Panoramastrecke. Es ist nicht nachvollziehbar, wie Dr. Bitzer dem Gemeinderatsausschuss so gnadenlos geschönte und damit falsche Zahlen präsentiert hat.

Die Ingenieure22 und S-Bahn-Chaos.de fordern vielmehr, dass die Bahn und der Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger der S-Bahn belastbar darlegen, wie sie denn in Zukunft derart häufige Störungen bewältigen wollen. Vom Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Fildern als „zweiter Stammstrecke“ zu sprechen, kann beim besten Willen nicht als sachliches Argument akzeptiert werden.


V.i.S.d.P. Ingenieure22.de / S-Bahn-Chaos.de, c/o Ulli Fetzer