10.4.2019: Brand in einem Tunnel von Stuttgart 21

Eine kritische Betrachtung der Ingenieure22

Am 10.4.2019 gegen 15:30 Uhr brannte im entstehenden S21-Tunnel Stuttgart Hbf ↔ Ober-/Untertürkheim in Wangen im Berg etwa 700 Meter nach dem Zwischenangriff Wangen/Ulmer Straße eine Betonspritzmaschine, bei der u.a. Hydrauliköl in Brand geriet. Erst nach ungefähr 4 1/2 Stunden war der Brand unter Kontrolle, um 21:30 Uhr meldete die Feuerwehr ‚Feuer aus' (Quelle: Stuttgarter Zeitung). Der entstehende Rauch trat ca. 4 km weiter in der Innenstadt aus der Rettungszufahrt zum Fildertunnel am Gebhard-Müller-Platz (neben der Einfahrt Wagenburgtunnel) aus. Die Anwohner wurden gebeten Fenster und Türen zu schließen. →Bericht der Stuttgarter Feuerwehr.

Die Stuttgarter Medien geben sich allesamt sehr bedeckt und uneinheitlich, was den Hergang angeht. Deutlich mehr erfahren die Leser des Konstanzer Südkuriers (Motto: Unabhängiger Journalismus für Baden-Württemberg) im Beitrag →Brand im S21-Tunnel...
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Wenn man versucht, sich auf der Internetseite www.Parkschuetzer.de über den Hergang des Brandes zu informieren, stößt man auf Schwierigkeiten:

https://www.parkschuetzer.de/statements#statement-204173

Der dort zur Stuttgarter Zeitung führende Link ist – oh Wunder – schon wieder veraltet:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wagenburgtunnel-in-stuttgart-geraet-brennt-in-s21-tunnel-massive-rauchentwicklung-in-der-stadt.ac094363

Die Formulierung „Massive Rauchentwicklung“ war der StZ-Redaktion wohl zu heftig.

Folgender Link dagegen tut auch am 11.4.2019 noch:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wagenburgtunnel-in-stuttgart-geraet-brennt-in-s21-tunnel-massive-rauchentwicklung-in-der-stadt.fde61e2d-d95a-4f52-81d9-e6a761247e4c.html?fbclid=IwAR3Ui8iaFFMDY8UgK_FuNy7KCUYTrgTXuiKBZgiCaegjlAB-24kuOjQEHYU

red,  10.04.2019 - 18:56 Uhr

Hier der Bericht des Brandes in der StZ:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-brand-in-tunnelroehre-fuehrt-zu-grosseinsatz-der-feuerwehr.65c94f47-02f7-4701-a8e1-5c806f7b9f0b.html

Von red/dpa 10. April 2019 - 21:34 Uhr

Ein kleiner Artikel mit einer Bilderstrecke von 5 Bildern, in welcher von Rauch die Rede ist, man aber lieber keine Rauchwolke in der Stadt zeigt. Eine solche muss aber doch vorhanden gewesen sein, denn über Rundfunkmedien und eine Warnung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wurden die Menschen um den Gebhard-Müller-Platz aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. In der Umgebung des Wagenburgportals stank es gewaltig nach Verbranntem, wovon die Ingenieure22 sich selbst überzeugten. Mindestens 5 Stunden dauerte der Löschversuch vom ersten Notruf um 15:38 bis zur Meldung „Feuer aus“, laut StZ um 20:30. In dem Artikel der StN wird von noch längeren Zeiten gesprochen: 15:38 Uhr Notruf, ca. 20 Uhr „Feuer unter Kontrolle“ und 21:30 Uhr „Feuer aus".

Interessant ist diese Einzelheit: „An der Brandstelle konnte aus technischen Gründen nur mit Löschpulver und Kohlendioxid gearbeitet werden, nicht mit Wasser. Als das Feuer weitgehend unter Kontrolle war, schleppte die Wehr die Maschine in einen Bereich, wo Wasser eingesetzt werden konnte.“

Also fand der Brand in einem Anhydrit-Bereich statt, was man mit „technischen Gründen“ euphemistisch umschreibt. Außerdem löscht man Ölbrände nicht mit Wasser, allenfalls Schaum, der aber im Anhydrit auch nicht eingesetzt werden darf, da das enthaltene Wasser den Anhydrit nicht weniger zum Quellen bringt. Insofern ist der Artikel in den StN vermutlich falsch, wo noch von Löschschaum die Rede ist.

Das Brandereignis fand den Berichten zufolge etwa 700 m vom Zwischenangriff Ulmer Straße in Wangen statt. Betrachtet man die dortigen geologischen Verhältnisse stellt man fest, dass der Tunnel genau an dieser Stelle (blauer Kreis) den sog. Anhydritspiegel (rot gestrichelt) durchschneidet.

Ausschnitt aus PFA 1.6

Ausschnitt aus PFA 1.6a


Und hier der zweite Artikel der StZ:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.feuer-in-der-s-21-baustelle-bauleiter-arbeiten-koennen-nach-maschinenbrand-weitergehen.8f6bd4c7-17d2-482d-b034-f640751867e7.html

10. April 2019 - 22:58 Uhr

Der Inhalt ist noch knapper, der Löschschaum, den man noch in der Druckausgabe der StN findet, ist inzwischen zum Löschpulver korrigiert. In diesem Artikel überwiegt: Alles kein Problem, man kann weiterbauen.

Dass es sich um ein relativ kleines Gerät mit gerade einmal 300 Ltr. Hydrauliköl und 120 Ltr. Diesel handelte, für welches man mehr als 5 Stunden zum Löschen brauchte, man in Tunnelbereichen mit Anhydrit kein Wasser verwenden kann und ein endgültiges Löschen erst in einem Bereich gelang, der die Verwendung von Wasser (vermutlich in Form von Löschschaum) erlaubte, davon ist nicht die Rede. Dies wird hinter „technische Gründe“ kaschiert.

Moderne Triebwagenzüge führen 1.600 Ltr. Transformatorenöl mit sich und sind 10 bis 100 mal schwerer als das havarierte Arbeitsgerät. Bei einem Vollbrand eines Zuges ist insofern mit dem Bersten der Tunnelbetonierung zu rechnen und man kann den Zug zum Löschen nicht einfach in einen Anhydrit freien Bereich schleppen.

Es gab keine „massive Rauchentwicklung“ in der Stadt? Drehscheibe Online zeigt das Gegenteil:

https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?113,8902985

Bild aus Drehscheibe Online

Bild aus Drehscheibe Online

Wir müssen davon ausgehen, dass die 60 Feuerwehrleute im Tunnel im Vollschutz arbeiten mussten.

Zugpassagiere werden keinen Vollschutz haben.

Möge nie ein Zug in einem Stuttgart 21-Tunnel zum Brennen kommen! Das lernen wir aus diesem Brand.

Wkt 11.4.2019 14:30 / KH 15:21