Presseübersicht zur dpa-Meldung „Ingenieure22 fordern bei Stuttgart 21 besseren Brandschutz"

8.2.2020

Ingenieure22 fordern bei Stuttgart 21 besseren Brandschutz" heißt eine dpa-Meldung von 08.02.2020, die von verschiedenen Presseorganen und Medien aufgegriffen wurde.

Die dpa-Meldung resultierte aus einem Bericht von Wolfgang Jakubeit und Gert Meisel an die dpa (Deutsche Presse-Agentur). Die beiden hatten beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim am 4.12.2019 (→PM der Ingenieure22) die Einsichtnahme in ein von der DB-PSU geheimgehaltenes Gutachten für den Brandschutz im Tunnel erstritten. Die erste Einsichtnahme der Akten fand am 19.12.2019 bei der PSU statt. Es durften lediglich handschriftliche Notizen der teilweise unleserlichen Dokumente gemacht werden. Am 31.1.2020 fand ein zweiter Termin bei der PSU statt, bei der die mittlerweile ausgearbeiteten Notizen nochmals mit den Akten abgeglichen werden durften.

Danach wurde eine Mitteilung an die dpa ausgearbeitet, die am 8.2.2020 durch die dpa verbreitet wurde.

Es war reiner Zufall, dass diese Pressemitteilung und der Kabelbrand im Stuttgarter Hbf am 4.2.2020 mit seinen fatalen verkehrlichen Folgen (siehe →Pressemitteilung der Ingenieure22) zeitlich aufeinander fielen. Allerdings wurde dadurch die Wichtigkeit des Themas Brandschutz gerade auch in den langen, einröhrigen und engen S21-Tunneln um so mehr in seiner Bedeutung unterstrichen. 

Eine Auswahl der Pressemeldungen:

Am Morgen kam in den SWR1-Rundfunk-Nachrichten eine Meldung, die in ähnlicher Form auch im SWR-Internetauftritt sowie auf Seite 119 im Videotext (Teletext) von SWR3-Baden-Württemberg verbreitet wurde

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/Stuttgart-Kritiker-sehen-weiterhin-Maengel-bei-S21-Brandschutz,meldung-43714.html

Kritiker des Bahnprojekts Stuttgart 21 sehen weiter Versäumnisse beim Brandschutz für das Großprojekt. Ein Gutachten der Bahn habe wichtige Fragen offengelassen, so die Gruppe „Ingenieure 22“. Sie hatten sich vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim die Einsicht in ein zentrales Brandschutzgutachten erstritten. Dieses wurde von der Bahn bei einer Schweizer Firma in Auftrag gegeben.

Wesentlich ausführlicher als der Landessender mit Sitz in Stuttgart berichteten in weitgehend identischen Beiträgen die

in ihren Online-Ausgaben.

Stellvertretend Zitate aus der →Südwestpresse

Kritiker des Milliarden-Bahnprojekts Stuttgart 21 sehen auch nach Einsicht in bislang von der Bahn geheimgehaltene Unterlagen Versäumnisse beim Brandschutz für das Großprojekt. Ein von der Bahn in Auftrag gegebenes Brandschutzgutachten, dessen Lektüre sie sich vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim erstritten hatten, habe wichtige Fragen offengelassen, teilte die Gruppe „Ingenieure 22“ mit. Nach einem Vergleich des VGH auf Basis des Umweltinformationsgesetzes durften die Gegner des Bahnprojektes das Gutachten einer Schweizer Firma zum Brandschutz einsehen. (Az: 10 S 2314/18).

Darin hätten die Fachleute etwa den schlimmsten anzunehmenden Fall völlig außer Acht gelassen, sagten Wolfgang Jakubeit und Gert Meisel von der Kritikergruppe. Dieser Fall sei, dass der Brand den Weg zum nächst gelegenen Notausgang in die parallel verlaufende Tunnelröhre versperrt, die Passagiere länger zur nächsten Öffnung brauchen und dabei tödlichem Rauch ausgesetzt sind. Verbindungen zwischen zwei parallel laufenden Tunnelröhren gibt es alle 500 Meter. In dem Gutachten aus dem Jahr 2014 werde aber nur eine Evakuierungsstrecke von maximal 250 Metern angenommen. „Eine ungünstige Kombination aus Evakuierungsdauer und Rauchgasverteilung in Richtung der fliehenden Passagiere kann verheerende Folgen haben“, betonten die beiden S-21-Gegner. [..]

und ...

Die Ingenieure bemängeln, dass den Ausführungen keinerlei Übungen mit Rauch zugrunde liegen. Sie bezweifeln, dass mit computergestützten Simulationsprogrammen Probleme mit Rauchentwicklung realistisch abgebildet werden können. „Der vorgelegte Bericht ist eine reine Trockenübung und wurde lediglich unter Laborbedingungen erstellt“, bemängelte Jakubeit. Nicht einmal Erfahrungen mit anderen Tunnelbränden seien aufgenommen worden. Allein in der Landeshauptstadt werden im Zuge von Stuttgart 21 rund 60 Kilometer Tunnel gebaut.

Mit Blick auf den Kabelbrand am Stuttgarter Hauptbahnhof und seine weitreichenden Folgen für den Schienenverkehr sei das Chaos im Fall eines Tunnelbrandes gar nicht auszudenken, meinte Jakubeit. Beeinträchtigungen würden sich dann nicht über Tage, sondern über Monate erstrecken. [,,]


Es wird höchste Zeit, dass die Politik und die Presse nicht nur den Auftragsgutachten und den Beteuerungen der DB-PSU mehr oder weniger vorbehaltlos glaubt, sondern auch die Untersuchungen und Stellungnahmen von unabhängigen Experten ernst nimmt, so z.B. auch den Kaprun-Gutachter Joachim Keim - vor allem, wenn es um die Folgen eines keineswegs auszuschließenden schweren Zugbrands im Tunnel geht. Eine gewisse Nervosität der DB-PSU bei diesem Thema ist mittlerweile allerdings deutlich sichtbar, denn außer 'kann nicht passieren' bzw. 'Restrisiko' gibt es keine Antworten.